Fussball EM 2012 und Arbeitsrecht
Kaum ein Thema bewegt die Nation wie die Anfang Juni 2012 beginnende Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Die Fussball EM 2012 ist nicht nur für die Stadionzuschauer mit vielen Unwägbarkeiten verbunden (kommt die deutsche Nationalmannschaft weiter, bekomme ich Karten?). Auch fussballbegeisterte Arbeitnehmer bereiten sich schon auf die EM 2012 vor und fragen sich, wie sich die Zeit von 8. Juni 2012 bis 1. Juli 2012 mit dem Job vereinbaren lässt.
Fussball Europameisterschaft am Arbeitsplatz
Fussball EM 2012 - 10 Tipps für ein gutes Betriebsklima
(1) Denken Sie daran, dass zwar im Stadion der Fussball das wichtigste ist, am Arbeitsplatz aber die Arbeit.
(2) Radiohören ist zwar auf den meisten Arbeitsplätzen o.k. Aber eben nicht an allen: Am Empfang oder in der Telefonzentrale („Guten Morgen Herr Dr. … – ja, ja, hau ihn rein, mach das Ding klar …“) , am Bankschalter („einen Moment bitte noch, ich kann nicht gleichzeitig das Elfmeterschiessen verfolgen und auch noch ihr Geld abzählen …“), beim Bestatter und an jedem Arbeitsplatz, der ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, geht es eben nicht. Sie hatten vier Jahre Zeit, sich einen EM-tauglichen Arbeitsplatz für 2012 zu suchen.
(3) Bauen Sie nach der Lektüre meines Artikels in der Arbeitsrecht im Betrieb nicht demonstrativ Ihren nagelneuen 52 Zoll Plasma TV EM Fernseher mit Dolby-Surround-System und 8 x 50 Watt an Ihrem Arbeitsplatz auf - jedenfalls nicht ohne vorher Rücksprache mit dem Chef und den Kollegen gehalten zu haben, ob das auch für die anderen in Ordnung ist.
(4) Wählen Sie im Zweifel die Art, die Europameisterschaft zu verfolgen, die Ihre Arbeit am wenigsten beeinträchtigt.
(5) Verfolgen Sie nicht j e d e s Spiel in regungsloser und teilnahmsloser „EM-Starre“ am Radiogerät, PC-Bildschirm Ihres Arbeitsplatzes, I-Pad oder Smartphone.
(6) Schenken Sie Ihren Vorgesetzten, Kunden und Kollegen die übliche Beachtung, wenn Sie Ihr Büro betreten oder Ihren Arbeitsplatz aufsuchen. Ihr Chef heisst auch während der EM nicht Löw oder Lahm.
(7) Erfreuen Sie Ihre Kollegen nicht mit ständigen „Tor! Tor! Tor“ und ähnlich proaktiv kommentierenden Zwischenrufen. Ihre durch einschlägige Erfahrungen in der C-Jugend eines Fussballvereins erworbenen Fachkenntnisse sind nicht von allgemeinem Interesse. Es gibt auch Kollegen, die sich für Golf, Schach oder für ihre Arbeit interessieren.
(8) Versuchen Sie, augenfällige oder statistisch nachweisbar Beeinträchtigungen der Arbeitsmenge und Arbeitsqualität während in Juni 2012 zu vermeiden.
(9) Im Zweifel immer diplomatisch und initiativ eine einvernehmliche Lösung suchen. Mit den Kollegen UND dem Arbeitgeber. Auch wenn Sie recht bekommen sollten und am Ende eine Abmahnung aus der Personalakte wieder entfernt werden oder die Kündigung zurückgenommen werden muss: das gute Verhältnis ist unwiderbringlich vorbei.
(10) Bei Konflikten Betriebsrat und Personalrat um Moderation bitten, nicht „einschalten“. Auch die Arbeitnehmervertretungen sind gehalten, die Interessen des einzelnen, der Belegschaft und des Betriebes in Einklang zu bringen.
(11) Extratipp (auch ein Team besteht aus 11 Spielern): In Unternehmen mit Angehörigen verschiedener Nationen: Denken Sie an die letzte WM. Jubeln Sie auch bei den anderen.
Fachbeitrag zum Thema Fussball EM/WM am Arbeitsplatz
(1) Felser | Fussball WM und Arbeitnehmerrechte | Arbeitsrecht im Betrieb | Jahrgang 2010 Heft 4
(2) Felser | Achtung Abseitsfalle! WM und Arbeitsrecht | Arbeitsrecht im Betrieb | Jahrgang 2006, 204-207 (Download des vollständigen Beitrags via Competence-Site)[1]
Interviews zum Thema Fussballl EM/WM und Arbeitsplatz
1) Kölner Stadtanzeiger vom 18.06.2010: WM Fieber: Fussballgucken im Kreißsaal - ein Beitrag von Britta Havliczek und Christian Rath. Hintergrund: Der Chef muß dabei sein. Rechtsanwalt Felser zitiert von Christian Rath.
(2) T-Online Business vom 17.06.2010: Wie viel WM ist im Büro erlaubt? Ein Beitrag mit Interviewzitaten von Rechtsanwalt Michael W. Felser.
(3) Delta Radio (Chris am vormittag) vom 09.06.2010: Fussball WM im Job - was erlaubt ist und was nicht. Rechtsanwalt Felser in Radiointerview mit Chris Pfaff.
(4) Spiegel.de Netzwelt vom 06.06.2010: Fussball WM am Arbeitsplatz: So vermeiden Sie die rote Karte vom Chef. Ein Beitrag mit Interviewzitaten von RA Felser.
Weblinks
(1) Wirtschaft.T-online.de vom 17.02.2011: Im Job Fußball-WM geschaut: Kündigung unwirksam. Ein Beitrag zum Urteil des Arbeitsgericht Frankfurt mit Interviewzitaten von Rechtsnwalt Michael W. Felser.[2] (2) (3)
Rheinische Post vom .... Wie viel WM am Arbeitsplatz erlaubt ist (Klickstrecke) mit Interviewzitaten von Rechtsanwalt Felser.[3]
Fussball24.de vom 23.5.2006: Fußball-Fans ohne WM-Urlaub nicht im Abseits [4]
Autor
Michael W. Felser ist der auf das Thema "Fussball" und "Sportrecht" spezialisierte Rechtsanwalt in der Kanzlei Felser Rechtsanwälte und Fachanwälte Köln/Brühl [5] und Betreiber des Portals "Juracity - Recht für Alle!". Als Jugendlicher hat er in einem Hürther Fussballverein gespielt.